Sitzt man vor einem Restaurant auf der Nachbarstrasse, wo sich eine Essmöglichkeit an die nächste reiht und bis nachts um zwei noch Hochbetrieb herrscht, kommen – neben den kleinen zehnjährigen Jungs, die Taschentücher verkaufen und mit Hundeblick an einem rumzuppeln oder den Bettlern, die sich nur noch im Kriechgang auf den Händen fortbewegen und deren Kopf gerade so über die Tischkante blickt – auch jede Menge junge, dynamische Männer an einem vorbei geschlendert, die einen Stapel DVDs anpreisen.
Dass es T-Shirts von Nike, Turnschuhe von Adidas, Handtaschen von BREE, Schuhe von Prada und natürlich Rolex-Uhren zu unglaublichen Spottpreisen in Asien zu kaufen gibt, das kennen wir ja schon.

Doch DVDs sind uns neu. Und das ist, was hier gerade richtig boomt. Preis für eine DVD (Olli halte dich fest) 10-13 Ringgit, also 2-2,30 EUR! Und das für die gute Qualität DVD9. Schon unglaublich. Allerdings: Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie andere Vielkäufer oder den Hostel-Besitzer ihres Vertrauens. Da muss man aufpassen, dass es keine DVD5 oder DVD3 ist und einfach nur das DVD9 Schildchen aufgeklebt wurde. Und, nun gut, es wird gemunkelt, diese sensationellen Preise würden – wie auch bei oben erwähnten Artikeln – daher kommen, dass hier möglicherweise Kopien gehandelt werden . Doch wie der Malaie sagt: only genuine copies! Der LonelyPlanet fasst es schön zusammen:

“Sungei Wang Plaza is especially good for camera gear and cheap (but possibly pirated) software and hardware components.”

Und wer einen DVD-Brenner besitzt, der kennt das Problem mit dem Brennen oder Kopieren. Da gibt es schon mal die ein oder andere, die sich in jeder dritten Einstellung in kleine Rechtecke auflöst.

Dass allerdings der gerade diese Woche angelaufene Film „The Incredibles“ schon jetzt als DVD gehandelt wird, macht wohl nur Hollywood sorgen. Möglicherweise auch den Besitzern, wenn es sich dabei um eine von der Leinwand abgefilmte Version handeln sollte. Der Ton und die Kontraste sind hier schon recht erbärmlich.
Software-CDs mit ganzen Programmsammlungen kosten sage und schreibe nur 5 Ringgit. Office für 1 EUR ist für uns wohl noch irritierender. Die haben echt alles auf Lager. Ich habe sogar das „Soziale Statistikprogramm“ unserer Träume in Version 12.0 sowie alle erdenklichen GIS-Programme entdeckt.

Als wir gerade noch ein wenig Shoppen waren, fragte Tilo (unser reizender Hostel-Host und KL-Informant) den Verkäufer, ob er einen bestimmten malaiischen Film da hätte, der vor kurzem in den Kinos gelaufen war und sehr gut sein soll. Der Verkäufer erklärte, dass sie keine malaiischen Filme führen. Ausländische Filme, das wäre ok. Wenn eine Razzia kommt und sie einen erwischen, wird man dann zwar – er kreuzte die Hände -, aber mit Geld ließe sich das klären. Wenn jedoch malaiische Filme im Regal stünden, würde man – er kreuzte wieder die Hände – aber das wäre – dann die nächste Geste, die an eine Handbewegung im Ching-Chang-Chong erinnerte (das Ding wo Wasser drin ist … Ihr wisst schon) ... das wäre ein Problem.

Wenn man Kameras oder Laptops kaufen will, sollte man Profi im Handeln sein. Zwar gibt es in den Plazas (Kaufhäusern) auf nahezu allen Waren Preisschilder, aber diese stellen, wenn überhaupt, nur den Verhandlungsstart dar. Grundsätzlich ist die Ware ein Drittel bis die Hälfte teuerer ausgepreist, als für wie viel sie wirklich über den Ladentisch geht. Besser verhandeln lässt es sich auch, wenn man kurz mal im Internet recherchiert hat, wie viel das Wunschobjekt dort kostet. Wenn man dann mit der erstandenen Ware aus dem Laden schreitet und der Verkäufer einem überschwänglich winkt und so ein blödes, breites Grinsen ins Gesicht gemeißelt hat, dann weiß man: Ich habe zuviel bezahlt, viel zu viel. So ist es mir ergangen, als ich gestern eine kleine Maus für den Laptop erstanden habe, die offensichtlich baugleich war mit der von Microsoft, die ich schon immer kaufen wollte, nur den Aufdruck g-star trägt. 42 Ringgit ausgepreist und von mir auf tolle 35 Ringgit heruntergehandelt. Nun gut, es bleibt für mich ein gutes Geschäft, da ich sie zuletzt in der nähe für Stuttgart für satte 39 EUR (ca. 200 Ringgit) hätte erstehen können. Und ich merke immer wieder, ich liebe Festpreise ohne Handeln.

Dieser Report wurde am Sunday, November 14th, 2004 um 00:35 unter der Kategorie Malaysia eingestellt. Du kannst den Kommentaren durch den RSS 2.0 feed folgen. You can leave a response, or trackback from your own site.